Räuberhauptmann Karasek - Das abenteuerliche Leben des „Prager Hansel“
Jan Nepomuk - Johannes Karasek wurde am 10.09.1764 in Prag Smichov geboren. Er erlernte zuerst das Tischlerhandwerk, später wurde er auch noch Fleischhauer.
Als Junggeselle ging er auf die Walz. Mehrmals wurde Karasek zum Militär gepresst, konnte aber immer wieder aus dem österreichischen Heer desertieren.
Ein Kamerad brachte ihn schließlich in die böhmische Enklave von Niederleutersdorf (
1635 - 1849). Hier geriet er in die Fänge des damaligen Räuberhauptmanns Palme. Einige Zeit arbeitete er für ihn als Hausierer. Er verkaufte, aufgrund seiner Redegewandtheit und seines feschen Auftretens, geschickt die von zahlreichen Einbrüchen her, geklaute Ware. Er war also ein Hehler, brauchte aber die Gerichtsbarkeit kaum zu fürchten, da es im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet an Polizei mangelte. Sein Quartier hatte er im Gerichtskretscham von Neuwalde, nach seinem Besitzer auch Kreibichschenke genannt. Dieser hatte eine hübsche Schwester, namens Maria Magdalena. Karasek war von ihr begeistert und umwarb sie erfolgreich.
Beide heirateten am 27. September 1795 in der katholischen Hofkirche zu Dresden und am 2. Januar 1797 wurde Tochter Veronika geboren.
Bei einem Einbruch in Niederoderwitz, beim Leinwandhändler Kühnel, kam Räuberhauptmann Palme im Jahre 1797 ums Leben. Die Bande suchte einen Nachfolger.
Die Wahl fiel auf Johannes Karasek. Er stellte allerdings mehrere Bedingungen. Besonders wichtig war ihm, dass das eigene Gebiet (Böhmische Enklave) unbedingt verschont von jeglichen Übergriffen blieb. Er handelte also nach dem Prinzip des Marders:
"Räubere nie im eigenen Revier!"
Dieses Gebot wurde mehrere Jahre eingehalten und man führte zahlreiche Einbrüche so unter anderem in Schirgiswalde, Schönbach, Crostau, Warnsdorf, Friedland und Sebnitz durch. Betroffen waren vor allem Faktoren (Garnhändler), Mühlenbesitzer oder Geldwechsler, also begüterte Menschen zur damaligen Zeit. Da er auch so manchen armen Schlucker (Leineweber, Häusler) hier und da einen Taler abgab, entwickelte sich daraus im Volke die Legende vom "edlen Räuber", der Reichen nahm und den Armen gab.
Für einige Zeit tauchte er allerdings in dem Ort Wiesa (Königshainer Berge) unter, da er wieder einmal als Deserteur gesucht wurde.
Johannes Karasek entsprach nicht dem Klischeebild eines verwegenen Räubers. Er war ein redegewandter und stets adrett gekleideter Mann, der besonders auf Frauen mit seiner schmucken Jägertracht und seinem sicheren Auftreten einen besonderen Eindruck machte.
Im Jahre 1800 gelang es jedoch den Bandenmitgliedern, ihren Hauptmann umzustimmen. In der Nacht vom 31. Juli zum 01. August kam es so zu einem sorgfältig vorbereiteten Einbruch beim Gutsbesitzer Glathe auf dem Rittergut Oberleutersdorf. Die besonders reiche Beute ließ die Räuberbande jedoch leichtsinnig werden, hastig in Betttücher eingewickelte Taler gingen bei der Flucht Richtung Kreibichschenke verloren. Am folgenden Tag hatten die aus Hainewalde herbeigerufenen Dragonern damit ein leichtes Spiel, die Spur aufzunehmen und nach und nach alle Räuber festzunehmen. Auch Karasek selbst, der mit seinem eleganten Auftreten und seiner Redegewandheit bis dahin über jeden Verdacht erhaben war, konnte zweifelsfrei als Kopf der Bande ausgemacht werden. Der Räuberhauptmann wurde in Seifhennersdorf festgenommen und in den Gerichtskretscham zu Oberleutersdorf (heute Gasthof Oberkretscham) überführt, wo mehrere Tage lang ein strenges Verhör stattfand. Anschließend brachte man ihn unter starker Bewachung nach Bautzen und verurteilte ihn dort zu Tode. Karaseks Verteidiger gingen gegen das Urteil immer wieder in Revision, so dass sich schließlich der sächsische Kurfürst selbst mit dem Fall beschäftigte. Er begnadigte Johannes Karasek und ließ ihn zu lebenslanger Festungshaft in Dresden verurteilen.
Am 11. Mai 1804 wurde die Kreibichschenke schließlich abgerissen, um Nachahmer abzuschrecken und eine weitere Nutzung als Räubernest zu verhindern.
Am 14. September 1809 verstarb Johannes Karasek in der Dresdner Festung an den Folgen seiner Haft sowie der schweren Arbeit.
Johannes Karasek lebte damals in einer Zeit des sozialen Niederganges. Die Armen wurden immer ärmer und die Reichen immer reicher. Diese Verhältnisse führten zum Entstehen des Räuber- und Schmuggler- und Wildererunwesens sowie der verstärkten Diebstehlerei.
Übrigens:
Friedrich Schiller schrieb 1782 das Freiheitsdrama "Die Räuber" und 1789 begann die französische Revulotion - Freiheit- Gleichheit - Brüderlichkeit.
Weiteres Bild- und Textmaterial, sowie Originalgegenstände über die einstige Räuber-, Schmuggler- und Wilddiebezeit finden Sie im Karasek-Museum.
Dort ist auch die DVD "Räuberhauptmann Karasek" erhältlich.
Die böhmische Enklave von Niederleutersdorf
Böhmischen Enklave von Niederleutersdorf (1635 – 1849)
Es ist kaum zu glauben, aber auch ab 1635 bis zum Jahre 1849 gehörte ein größeres Gebiet von Leutersdorf zum Lande Böhmen. Dieses bildete eine Insel - eine sogenannte „Enklave“ - inmitten oberlausitzisch-sächsischer Dörfer. Die verworrenen politischen und grundherrschaftlichen Verhältnisse stellten einen guten Nährboden für das Auftreten von Räuber- und Schmugglerbanden dar.
So hatte zum Beispiel der Räuberhauptmann Johannes Karasek sein Hauptquartier im westlichen Teil der Enklave. Das war der Gerichtskretscham zu Neuwalde, auch Greibichschenke genannt. Ringsherum befanden sich dichte Wälder, die Grenzen des böhmischen Territoriums konnten nicht lückenlos gesichert werden. Diese Vorteile nutzten zahlreiche Schmuggler, Räuberbanden und auch die Einwohner selbst, denn die Notlage der Menschen war groß. Der Warenverkehr über die Grenze wurde durch Zollgesetze besonders erschwert. Man erhob Eingangs- und Durchgangszoll. Vor allem Garne und Salz wechselten auf Schmugglerpfaden den Besitzer, weil es in Sachsen billiger war als in Böhmen. Mitunter wurden sogar ganze Wagenladungen durch organisierte Banden gepascht. Zuweilen kam es gar zu Gefechten zwischen Zollwächtern und Schmugglern. Von dieser Zeit erzählt der österreichische Zollverwalter, Eduard Walter unter dem Pseudonym Artur Booden in seinem Buch „Pascherfriedel“, das 1911 im Verlag „Teller und Roßberg“ Neugersdorf herausgegeben wurde.
Erst im Jahre 1849 nahm man einen Geländeaustausch zwischen Böhmen und Sachsen vor und das Gebiet von Niederleutersdorf, Josephsdorf, Neuwalde sowie Neuleutersdorf kam zu Sachsen. Die Übergabe erfolgte am 12. März 1849 in einem feierlichen Staatsakt im Gerichtskretscham zu Niederleutersdorf (jetzt Seifhennersdorfer Str. 4). Aus diesem Anlass läuteten die Glocken der Kirche zu Oberleutersdorf (gegenüber der heutigen Gaststätte „Oberkretscham“). Vor dem Vollzug der feierlichen Übergabe veranstaltete man eine Parade und gab ein dreimaliges Freudenfeuer ab.
Damit endete für die Bewohner eine unheilvolle Zeit, die viele Erschwernisse gebracht und den Ort in seiner Entwicklung beträchtlich gehemmt hatte. Heute noch erinnern zahlreiche alte Grenzsteine an diese Zeit.